Octocrylene
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Umstritten, aber grundlos verteufelt? Ein Blick hinter die Schlagzeilen


Octocrylene ist ein chemischer UV-Filter, der nach wie vor in vielen Sonnenschutzmitteln zum Einsatz kommt. In den letzten Jahren ist dieser Inhaltsstoff in die Kritik geraten – vor allem wegen potenzieller Gesundheits- und Umweltbedenken. Doch wie berechtigt ist diese Skepsis? Und warum ist Octocrylene trotz aller Diskussionen noch immer ein fester Bestandteil vieler Sonnenschutzprodukte?

Was ist Octocrylene eigentlich?


Octocrylene ist ein flüssiger, organischer UV-Filter, der vor allem UV-B-Strahlen absorbiert und damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz vor Sonnenbrand und Hautkrebs leisten kann. Darüber hinaus ist es ein sehr gutes Lösungsmittel für andere, feste UV-Filter und wirkt zudem als Stabilisator für den oft verwendeten UV-A-Filter Avobenzon, der sich ohne Octocrylene teilweise zersetzen kann.

Warum ist Octocrylene in die Kritik geraten?


In den letzten Jahren haben verschiedene Studien potenzielle Risiken von Octocrylene aufgezeigt:

Bildung von Benzophenon: Eine Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass sich in Produkten mit Octocrylene über die Zeit Benzophenon bilden kann – ein Stoff, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Dabei handelt es sich allerdings um eine Reaktion, die erst nach längerer Lagerung unter ungünstigen Bedingungen (z. B. Hitze) stattfindet.

Hormonelle Wirkung: Frühere Studien mit verhältnismäßig sehr hohen Konzentrationen deuteten auf eine hormonähnliche Wirkung hin. Nach neuesten Erkenntnissen sind solche Effekte jedoch nicht zu erwarten bei Konzentrationen, die für Sonnenschutzmittel erlaubt sind.

Umweltauswirkungen: Wie viele chemische Filter wird Octocrylene mit dem Verdacht in Verbindung gebracht, Korallenriffe zu schädigen – auch wenn die tatsächliche Relevanz im offenen Meer umstritten ist.

Octocrylene im Vergleich: Warum es nicht nur „gut“ oder „schlecht“ gibt


Trotz der Kritik bietet Octocrylene auch viele Vorteile, die man nicht außer Acht lassen sollte:

Hohe Photostabilität: Er schützt zuverlässig über längere Zeiträume hinweg. Ein klarer Vorteil ist in diesem Zusammenhang vor allem auch die Stabilisierung des UV-A-Filters Avobenzon, der häufig verwendet wird und ohne Octocrylene an Wirksamkeit verlieren kann.

Kosmetische Vorteile: Ein großer Vorteil von Octrocrylene ist, dass es sich dabei um einen flüssigen Rohstoff handelt. Zusätzlich zur UV-Schutzwirkung ist es daher in der Lage, andere UV-Filter, die in fester Form vorliegen und in der Regel öl-löslich sind, zu lösen. Das homogene und stabile Auflösen der festen UV-Filter ist essenziell wichtig, um die Stabilität und Performance eines Sonnenschutzproduktes zu gewährleisten.

Beim Verzicht auf Octocrylene müssen der fehlende UV-Schutz und die Lösewirkung ausgeglichen werden. Dazu müssen sowohl andere UV-Filter als auch weitere Öle in höheren Konzentrationen eingesetzt werden. Das kann häufig dazu führen, dass diese Sonnenschutzformulierungen deutlich öliger und reichhaltiger wahrgenommen werden.

Gibt es Alternativen zu Sonnencreme mit Octocrylene? Sonnencreme mit mineralischen Filtern wie Zinkoxid


Mittlerweile gibt es viele Sonnenschutz-Produkte auf dem Markt, die ohne Octocrylene formuliert sind. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe der Produkte verrät dabei, ob Octocrylene eingesetzt ist oder nicht. Wer zusätzlich komplett auf organische UV-Filter verzichten möchte, kann auf Produkte mit mineralischen Filtern, etwa mit Zinkoxid oder Titandioxid, ausweichen. Besonders für sensible Haut oder Kinder gelten diese oft als gut verträglich. Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen:

  • Weißel-Effekt: Produkte mit mineralischen Filtern hinterlassen oft einen sichtbaren Film.
  • Schlechteres Hautgefühl: Produkte mit mineralischen Filtern können sich schwerer verteilen lassen.
  • Zinkoxid kann aufgrund seiner teilweisen Wasserlöslichkeit Probleme bei der Produktstabilität verursachen. Zudem ist es aufgrund möglicher Auswirkungen auf Wasserorganismen aus Umweltsicht ebenfalls nicht völlig unbedenklich.

Warum glauben manche Octocrylene sei verboten?


Octocylene hat die vergangenen Jahre viele Schlagzeilen gemacht – die meisten davon waren negativ. Doch woher kommen die Bedenken um Octocrylene? Einige Medienberichte oder Naturkosmetik-Hersteller stellen Octocrylene als „hochgefährlich“ dar – oft ohne Kontext oder wissenschaftliche Einordnung. Wichtig ist: Octocylene ist als UV-Filter nicht verboten!

Lediglich in bestimmten Regionen (z. B. Hawaii, Palau, Teile der Karibik) ist Octocrylene in Sonnenschutzprodukten verboten, weil man befürchtet, dass es Korallenriffe schädigen könnte. Also nicht aus potenziell gesundheitsschädlichen Gründen, sondern aus Umweltschutzgründen.

Darüber hinaus erlauben Naturkosmetik-Siegel wie NATRUE oder COSMOS keine organischen Filter wie Octocrylene – aus Prinzip, nicht wegen eines offiziellen Verbots.

Denn: Octocrylene ist nicht verboten, sondern reguliert. Es ist von der EU im Rahmen der Kosmetikverordnung innerhalb der zugelassenen Konzentrationen als sicher eingestuft.

Rechtlicher Status von Octocrylene:


Laut der EU-Kosmetikverordnung (Stand 2025) ist Octocrylene zugelassen als UV-Filter und darf in einer Konzentration von bis zu 10 % in Sonnencremes und anderen kosmetischen Produkten verwendet werden.

Dabei gibt es Einschränkungen - diese gelten allerdings nur für bestimmte Anwendungen. Dies ist zum Beispiel bei Produkten der Fall, die aerosoliert (z. B. Sprays) werden. Hier gelten niedrigere Grenzwerte, da beim Einatmen von Octocrylene ein potenziell anderes Risikoprofil besteht.

Auch der Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU hat Octocrylene 2021 bewertet. Ergebnis: In der erlaubten Konzentration ist es für Verbraucher:innen als sicher einzustufen.

Fazit: Octocrylene differenziert betrachten


Octocrylene ist in der regulierten Menge ein guter UV-Filter und nicht verboten!

Octocrylene hat Schwächen. Doch die wissenschaftliche Bewertung zeigt: Die Verwendung in Sonnencremes liegt weit unter den Schwellen, bei denen gesundheitliche Risiken bestehen könnten. Wer bei Sonnencreme generell kein Risiko eingehen will, sollte keine Produkte verwenden, die bereits im Sommer zuvor geöffnet wurden, sondern jeden Sommer „frische“ Sonnenschutzprodukte kaufen – mehr dazu gibt es in unserem Beitrag zur richtigen Anwendung von Sonnencreme.

Und wer unbedingt auf OCR verzichte möchte, kann sich an den Inhaltsstoffen orientieren oder auf Produkte zurückgreifen, die aktiv mit „ohne Octocrylene“ beworben werden.

Für Verbraucher mit besonders sensibler oder zu Allergien neigender Haut kann es empfehlenswert sein, auf Produkte zurückzugreifen, die das DAAB-Logo tragen. Solche wurden vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) getestet und in ihrer entsprechenden Verträglichkeit bestätigt.

Für Menschen, die gerne vollständig auf organische UV-Filter verzichten möchten, gibt es alternative Produkte mit rein mineralischen Filtern (Zinkoxid, Titandioxid).

Merke: Nicht jeder „kritische“ Inhaltsstoff ist automatisch gefährlich – und nicht jede „natürliche“ Alternative automatisch besser. Beim Thema Inhaltsstoffe in Sonnencreme lohnt sich ein differenzierter Blick.

Mehr zur Anwendung und Haltbarkeit von Sonnencreme